IV-Meinung: In die Zukunft wachsen

Investitionsgetriebenes und nachhaltiges Wachstum ist die Lösung für unsere Probleme nach Corona.

Die Corona-Krise nutzen manche als Gelegenheit, ideologische Ladenhüter aus der Versenkung hervorzuholen: Es gehe darum, eine „neue“, „gerechte“, „gemeinwohlorientierte“ Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu schaffen und vor allem den Abschied vom globalen „Wachstumsdenken“ zu besiegeln. Das ist umso verwunderlicher, denn gerade jetzt geht es um Wachstum, das die Folgen und Verwerfungen der Pandemie für unser Gemeinwesen mildert und uns die Gestaltungsspielräume der Zukunft öffnet.

Dafür spielt Österreichs international vernetzter Produktionssektor gemeinsam mit den Partnern in Finanzwirtschaft und Dienstleistungen eine Schlüsselrolle. Hier werden nicht nur hochattraktive Arbeitsplätze geschaffen, sondern hier werden gemeinsam auch die technologischen Lösungen für Zukunftsfragen in Digitalisierung und Ökologie erarbeitet. Umso wichtiger ist nun, dies bei allen Recovery-Projekten entsprechend zu würdigen und zu berücksichtigen.

Dies adressiert auch die von der IV erarbeitete Standortstrategie, deren Inhalte der Schwerpunkt dieser Ausgabe der iv-positionen (siehe Seite 6) sind: Wir müssen technologieintensive Produktion von forschenden Unternehmen sichern, smarte Produktionstechnologien für die „Produktion der Zukunft“ ausbauen und Ressourceneffizienz durch F&E vorantreiben. Österreich braucht einen „Digitalisierungspush“ und die gezielte Unterstützung digitaler Frontrunner, damit wir die Überführung robuster industrieller Systeme in die betriebliche Praxis und neue Geschäftsmodelle erfolgreich forcieren können.

Smarte Technologieentwicklung ist auch zur Beschleunigung der „grünen“ Transformation und Forcierung der Kreislaufwirtschaft zu nutzen. Mit unserer neuen Strategie haben wir einen innovativen Maßnahmenplan entwickelt, damit der Standort Österreich mittelfristig nicht nur kräftig wachsen, sondern auch über sich hinauswachsen kann. Denn genau darum geht es jetzt. Wir müssen besser als vor der Krise werden, um Wertschöpfung, Arbeit und Zukunft für Österreich sichern zu können.

Dazu braucht es ein kluges Sowohl-als– auch, Sachpolitik statt Ideologie – gerade wenn wir an die Herausforderung Klima & Umwelt denken. Nachhaltiger Klimaschutz und energieintensive Produktion können und müssen eine gemeinsame Zukunft in Österreich haben. Das gilt auch für die Fahrzeugindustrie, die wir mit einer eigenen Task Force stärken (siehe Seite 4). Unsere österreichische Mobilwirtschaft ist kein Bremser, sondern durch ihre Innovationskraft Treiber für Umwelt- und Klimaschutz – wenn man sie politisch nicht ausbremst. Verbote für Antriebstechnologien sind der falsche Weg. Wer offen für die Zukunft sein will, muss immer auch offen für Technologien sein und Digitalisierung als Chance verstehen (siehe Seite 5). In diesem Sinn brauchen wir mehr denn je eine starke sachliche (!) Partnerschaft mit und durch die Politik, damit wir gemeinsam in die Zukunft wachsen können – zum Nutzen aller.

Ihr Christoph Neumayer, IV-Generalsekretär