Sie sind die Wachstumslokomotiven in Europa: Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) erwartet für die 23 Länder Zentral-, Ost- und Südosteuropas heuer einen BIP-Anstieg von 5,4 Prozent. Als einer der größten Investoren in der Region profitiert davon natürlich auch Österreich, das mit zahlreichen Unternehmen vertreten ist.
Nach drei Corona-Wellen in den vergangenen 18 Monaten hat auch die Wirtschaft in der Slowakei Fahrt aufgenommen. Angetrieben durch eine starke Industrie, deren Bruttowertschöpfung im zweiten Quartal des Jahres um knapp 27 Prozent zulegte. Wachstumszentren waren hier vor allem die Schlüsselbranche Automobilindustrie, aber auch die Herstellung von Metallerzeugnissen, elektrischen Ausrüstungen oder Gummi- und Kunststoffprodukten. Gebremst wird der Aufholprozess jedoch durch die weltweit mehr als angespannte Verfügbarkeit von notwendigen Rohstoffen. Zudem besteht auch in der Slowakei beträchtlicher Fachkräftemangel. Das wiiw rechnete Ende Oktober mit einem BIP-Zuwachs von vier Prozent für heuer und 4,4 Prozent für 2022.
Wachstumsimpulse setzt die Regierung unter Premier Igor Matovič mit einem investiv angelegten Haushalt. 2021 wird die Staatsschuldenquote von 60 auf 65 Prozent ansteigen. Investitionen fließen vor allem in die Infrastruktur. Dabei ist die Verwendung von den 6,3 Mrd. Euro an Aufbaumitteln der EU wesentlich. (Zum Vergleich: Österreich erhält hier 3,5 Mrd. Euro.) Unter dem Titel „Innovative Wirtschaft; Moderner Staat; Gesunde Regionen“ geht es bis zum Jahr 2026 um Investitionen unter anderem in die Gebäudesanierung, nachhaltige Verkehrslösungen, die Dekarbonisierung der Industrie, Forschung und Entwicklung sowie das Gesundheitswesen.
Schwerpunkte der Regierungspolitik, wie die Umsetzung des EU-Wiederaufbaufonds, der auch Chancen für österreichische Unternehmen birgt, waren ebenso Thema bei einem Arbeitsbesuch von IV-Präsident Georg Knill in Bratislava im Oktober, wie der Weltklimagipfel in Glasgow und internationale Handelspolitik. Im Gespräch mit Vizepremierminister und Wirtschaftsminister Richard Sulík, Umweltminister Ján Budaj und Staatssekretären im Finanz- und Wirtschaftsministerium konnten zudem Anliegen heimischer Unternehmen, die vor Ort tätig sind, erörtert werden.
Österreich zählt zu den größten Investoren in der Slowakei, mit rund 2.000 rot-weiß-roten Niederlassungen – davon 500 Produktionsbetrieben. Die guten bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern sind daher von massivem Interesse für die heimische Industrie.