Interview mit Meinungsforscher Peter Hajek

"Die Menschen sehen die Dinge realistisch". Meinungsforscher Peter Hajek über die Einschätzungen der Bevölkerung zu Finanz- und Zukunftsfragen.

Die aktuelle Umfrage zeigt, dass das Interesse an Aktien und Anleihen deutlich zugenommen hat. Wie interpretieren Sie diesen Anstieg?

Es tut sich etwas auf den Märkten. Bei jenen, die bisher noch nicht veranlagt sind, sehen wir nich tnur einen signifikanten sondern einen exorbitanten Anstieg. Die Corona-Pandemie hat natürlich auch Einfluss auf das Anlageverhalten der Menschen: Rund 30 Prozent sagen, dass sich ihr Anlage- und Sparverhalten verändert hat. Es sind vor allem Menschen, die bereits in Aktien oder Wertpapiere investieren und über gutes Börsenwissen verfügen – und unter 30-Jährige. 

Jüngere sind deutlich finanzaffiner als Ältere?

Auf jeden Fall. Wir beobachten einen echten Generationengap: Bei Jüngeren ist das Interesse an der Börse signifikant höher.

Was die Frage der Anreize für Kapitalmarkt-Investitionen betrifft, ist die inhaltliche Übereinstimmung von Industrie, Aktienforum und Bevölkerung auffallend hoch...

ja, es gibt breite Zustimmung zu den diversen Ideen, wie man die Investitionsbereitschaft erhöhen könnte. Das wäre also politisch sicheres Terrain für den Gesetzgeber, hier Verbesserungen umzusetzen. Die Bevölkerung ist jedenfalls nicht gegenteiliger Ansicht, sondern die Menschen sehen die Dinge sehr realistisch: Die durchaus hart gestellte Frage, dass eine Besteuerung von Gewinnen aus Wertpapieren, die der Pensionsvorsorge dienen, nichts anderes als versteckter Pensionsraub sei, erhält von der Mehrheit Zustimmung. 

Kann man also sagen, dass trotz mangelnden – und eingestandenen – Kapitalmarktwissens der ökonomische Hausverstand in der Bevölkerung gut ausgeprägt ist?

Die Österreicherinnen und Österreicher schätzen die Lage sehr gut ein. Sie wissen, dass man mit den traditionellen Veranlagungen derzeit Verluste macht, aber Wertsicherung oder -steigerung mit Wertpapieren möglich ist. Gleichzeitig empfinden sie sich nicht ausreichend auf die neuen Märkte vorbereitet. Das hindert Menschen daran, ihr sauerverdientes Geld gewinnbringend anzulegen.

ZUR PERSON: Peter Hajek ist Geschäftsführer und Eigentümer des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Peter Hajek Public Opinion Strategies. Der Politikwissenschafter beschäftigt sich seit 25 Jahren mit empirischer Sozialforschung.