Im Rahmen des „Financial Breakfast“ lieferte Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria AG, unter dem Titel „Europa in der Zeitenwende“ Aussichten für Konjunktur, Inflation und Zinsen. Für viel Auf und Ab auf den globalen Märkten sorgte jüngst der US-amerikanische Präsident Donald Trump mit seiner Zollpolitik. „In der aktuellen Situation fügen sich die USA selbst großen wirtschaftlichen Schaden zu. Für Österreich ist Deutschland mit Abstand der wichtigste Handelspartner. Ein deutscher Wirtschaftsaufschwung würde uns mehr nützen, als uns die USA schaden können“, erläuterte Bruckbauer. Derzeit ist die Konjunktur zwar noch nicht richtig in Fahrt, aber einige Vorzeichen deuten in die richtige Richtung: Seit Jahresbeginn ist die Industrieproduktion in Österreich wieder im Aufwärtstrend, woran unter anderemie wirtschaftliche Lage der Pharmaindustrie beteiligt ist.
Gestiegen sind auch die Realeinkommen, ebenso wie die Sparquote. Geopolitische Unsicherheiten sowie das Bewusstsein, dass der Staat Sparmaßnahmen umsetzen muss, veranlassen die Menschen in Österreich dazu, Geld nicht auszugeben, sondern auf die Seite zu legen. Insgesamt sei aber trotz der US-Zölle die weltweite Wirtschaftsstimmung nicht gekippt, so Bruckbauer.
Herausforderungen in der heimischen Industrie
Allerdings steht Österreich vor eigenen Herausforderungen: "Der Energie- und Kostenschock hat Österreich sehr stark getroffen, stärker als Deutschland. Auch die preistreibenden Coronahilfen spielten eine Rolle. In dieser Stresssituation hätte man die Energiepreise deckeln müssen“, sagt Stefan Bruckbauer. Dennoch soll die Rezession bis Ende des Jahres vorbei sein.
Auch an der Haltung muss sich etwas verändern, erläuterte der Ökonom beim Financial Breakfast: „Die Industrie braucht Wertschätzung und Bekenntnisse aus der Politik. Wenn die Industrie nicht Signale bekommt, dass sie am Standort erwünscht ist, tut sie sich leichter, anderswo zu investieren.“
uch müsse man es schaffen, dass die Menschen in Österreich länger arbeiten wollen. Das allerdings müsse sich steuerlich auszahlen – „und das tut es derzeit nicht“, so Bruckbauer. Ebenso müsse die Verwaltung vereinfacht werden – auch mithilfe von Künstlicher Intelligenz, „wenn die Verwaltung billiger wird, hilft das der Produktion.“ Hoffnungsvoller Abschlusssatz: „Wir können auch trotz US-Zöllen wachsen.“
BECOM hinter den Kulissen
Direkte Einblicke in die Produktion lieferten im Anschluss Roman und Johannes Bock, Mitglieder der Geschäftsführung bei BECOM Electronics GmbH. Das Unternehmen mit und 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Hochstraß und rund 500 in der ganzen Unternehmensgruppe hat sich auf die Entwicklung und Fertigung elektronischer Lösungen spezialisiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Bereichen Automotive sowie Medizin- und Industrietechnik. Allein am Standort Hochstraß werden täglich zirka zwei Millionen Bauteile bestückt. Auch Forschungs- und Entwicklung werden hier stark vorangetrieben: BECOM
kann auf eine Forschungsquote von fünf Prozent blicken.