IV-Burgenland Neujahrsempfang: "Industrie ist Rückgrat unseres Wohlstands"

Beim Neujahrsempfang 2025 verabschiedete sich die bisherige IV-Burgenland Präsidentin Heidi Adelwöhrer mit mahnenden Worten. Der neue IV-Burgenland Präsident Christian Strasser forderte: „Die Industrie braucht dringend wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen, um wirtschaften und wachsen zu können.“ Im Rahmen der Veranstaltung organisierte die IV-Burgenland eine Statementrunde zwischen den wahlwerbenden Parteien zur Landtagswahl 2025 mit Fokus Industrie- und Wirtschaftspolitik.

Die letzten Jahre waren für die Industrie von starken wirtschaftlichen Verwerfungen geprägt. Hohe Energie- und Lohnstückkosten stellten den produzierenden Bereich vor große Herausforderungen. „Wir werden auch weiterhin herausfordernde Zeiten und gesellschaftspolitische Umbrüche durchleben. Umso wichtiger ist es, unseren Standort für die Zukunft zu rüsten. Dafür braucht es unter anderem eine weitere Deregulierung und Bürokratievereinfachung, eine Stärkung von Forschung und Entwicklung, den Ausbau einer starken und leistungsfähigen Infrastruktur sowie leistbare, erneuerbare Energie und qualifizierte Fachkräfte, die am Standort leben und arbeiten“, sagte Präsident Christian Strasser, der Anfang Jänner die Präsidialagenden von Heidi Adelwöhrer übernommen hatte, in seiner Rede beim diesjährigen IV-Burgenland Neujahrsempfang im Hotel-Restaurant Ohr in Eisenstadt.

Auch Heidi Adelwöhrer verabschiedete sich mit mahnenden Worten und verwies auf die schwierige Situation: „Die Lage ist ernst und bitte nehmen Sie das auch ernst.“ Die Industrie in Österreich befinde sich im dritten Rezessionsjahr. 2024 habe Österreich nach Estland den zweitgrößten BIP-Rückgang innerhalb der EU verzeichnet.

Christian Strasser betonte die Notwendigkeit von Reformen, welche die Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Wirtschaftsstandortes Burgenland stärken: „2025 muss sich einiges tun.“

„Brauchen dringend wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen“

Strasser verwies in diesem Zusammenhang auf Zahlen, die das Economica Institut recherchiert hatte: Das Burgenland liegt beim verfügbaren Einkommen zwar im europäischen Spitzenfeld, allerdings rangiert das Land österreichweit sowohl bei der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung als auch pro Erwerbstätigen jeweils an letzter Stelle. Im Burgenland gibt es vergleichsweise wenige Personen im erwerbsfähigen Alter. Das bringe Herausforderungen für den Arbeitsmarkt, die soziale Infrastruktur und das Budget. Hinzu kommt, dass rund vier von zehn Beschäftigten mit Wohnort Burgenland in ein anderes Bundesland pendeln. Das Burgenland weist unter allen Bundesländern die geringste F&E-Quote (Forschung & Entwicklung) auf. Nur rund ein Prozent des Bruttoregionalprodukts fließt in die Forschung. F&E sei jedoch essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben bzw. die Wettbewerbsfähigkeit ausbauen zu können. Der Anstieg von 0,6 Prozent seit 2006 sei positiv zu bewerten, allerdings stagniert der Anteil seit 2015, während die gesamtösterreichische Forschungsquote weiter im Steigen begriffen war (derzeit bei rund 3,3 Prozent).

Politische Interventionen in der Wirtschaft lehnt Strasser ab: „Wir müssen nach dem Motto handeln: Weniger Staat, mehr privat. Konkret heißt das: Die Wirtschaft wirtschaftet, die Politik schafft den Rahmen, hält sich aber weitestgehend aus dem Alltag von Unternehmen und Menschen raus. Was die Industrie braucht, sind wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen, um wirtschaften und wachsen zu können“, so der Apell von Christian Strasser. An zukünftige Regierungen gerichtet fordert Strasser, wirtschaftliche Stabilität und Wachstum zu forcieren. „Die Industrie ist das Rückgrat unseres Wohlstands und unseres Fortschritts.“

Parteien über die Wirtschaftspolitik im Burgenland

Im Rahmen der Veranstaltung lud die IV-Burgenland die wahlwerbenden Parteien wenige Tage vor der burgenländischen Landtagswahl 2025 zu einer Statementrunde unter der Moderation von Gerald Groß über die Zukunft des Industriestandorts Burgenland ein.

SPÖ-Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann (in Vertretung von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil), ÖVP-Landesparteiobmann und Spitzenkandidat Christian Sagartz, FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer, Grünen- Landessprecherin und Spitzenkandidatin Anja Haider-Wallner, NEOS-Landessprecher und Spitzenkandidat Christoph Schneider sowie Géza Molnár, Spitzenkandidat der Liste "Hausverstand", bewerteten in ihren Statements die Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre und sprachen darüber, welche Maßnahmen sie in Zukunft setzen würden.

Norbert Hofer von der FPÖ sprach etwa davon, der Wirtschaft mehr „Luft zum Atmen“ zu geben und keine Dinge versprechen zu wollen, die man nicht umsetzen könne. Christoph Schneider von den NEOS kritisierte, dass das „Land Burgenland glaube, es sei der bessere Unternehmer“ und betonte, dass man im Landtag in der Opposition eine starke Stimme für die Unternehmen sein wolle. Dass Ökonomie und Ökologie Hand in Hand gehen können, sagte Anja Haider-Wallner von den Grünen und kritisierte den Mindestlohn in landesnahen Betrieben als „Zwei-Klassen-Gesellschaft“. SPÖ-Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann verwies auf Statistiken, die dem Burgenland eine gute Bilanz der vergangenen fünf Jahre attestierten, und betonte, die Unternehmen in die Wirtschaftspolitik des Landes weiterhin einbeziehen zu wollen. Den Fokus auf Energiepolitik legte Géza Molnár von der Liste „Hausverstand“, denn „wenn Energie teurer werde, werde alles teurer“. Christian Sagartz von der ÖVP kritisierte die Baulandmobilisierungsabgabe für Unternehmen und wünschte sich für die Wirtschaft eine Politik, die sich auf die Schaffung von Rahmenbedingungen konzentriert.

Gäste aus der Wirtschaft beim Neujahrsempfanges waren u.a.: Christina und Johann Glocknitzer (Seal Maker Produktions- und Vertriebs GmbH), Alexander Martna (Kromberg & Schubert Austria GmbH & Co KG), Bernd Berghofer (Austria Petfood GmbH), Roman und Johannes Bock (BECOM Electronics GmbH), Marco Talasz (VOSSEN GmbH & Co KG), Jürgen Röhrling (Unger Steel Group), Martin Geiger (Siemens AG), Christoph Blum (Trafomodern Transformatorengesellschaft mbH), Reinhard Czerny (Burgenland Energie AG), Jochen Joachims (BRAUN Lockenhaus GmbH), Karl Mad (Isosport Verbundbauteile GmbH), Stefan Ottrubay (Esterhazy Betriebe AG)