Mit Blick auf die stagnativen Entwicklungen der letzten Quartale wies Präsidentin Heidi Adelwöhrer bei der diesjährigen Vollversammlung der IV-Burgenland in der Raiffeisenlandesbank Burgenland auf die Notwendigkeit wirtschaftsfreundlicher Rahmenbedingungen hin. „Man darf nicht vergessen: Die Industrie im Burgenland – inklusive Bau und Energie – stemmt 28 Prozent der Bruttowertschöpfung in der Region. Hier ist es enorm wichtig, Maßnahmen zu setzen, um diesen Wirtschaftsmotor weiter am Laufen zu halten“, mahnt Adelwöhrer. „Wir brauchen jetzt eine gute Standortpolitik. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Industrie im Land zu halten.“ Wie eine kürzlich präsentierte Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) im Auftrag der IV-Burgenland zeigt, hängen österreichweit 2,65 Arbeitsplätze an einem Beschäftigungsverhältnis in einem von Burgenlands Industrie-Leitbetrieben.
„Es sind viele Themen, die auf EU-Ebene gelöst werden müssen. So zum Beispiel der Abschluss weiterer Freihandelsabkommen. Auf Bundesebene muss sich das Steuersystem nach dem Grundsatz ‚Leistung muss sich lohnen‘ richten. Wer mehr arbeitet, soll auch entsprechend davon profitieren. Es ist höchste Zeit, die Steuer- und Abgabenquote auf 40 Prozent zu senken. Und auch auf Bundesländerebene gibt es Stellschrauben, die man drehen kann, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken: Zum Beispiel im Bereich Bildung und Infrastruktur“, so Adelwöhrer.
„Österreich braucht einen großen Wurf“
Über die Lage der Wirtschaft und der Industrie sprach auch Franz Schellhorn, Direktor der Agenda Austria und Gast-Speaker im Rahmen der Vollversammlung. Unter dem Titel „Österreichs Wirtschaft wächst nicht mehr – was ist passiert?“ gab Schellhorn einen Überblick über wirtschaftliche Entwicklungen der letzten Jahre und wie diese zur heimischen Rezession beigetragen haben. Als fünf Ideen, die das Land zukunftsfähig halten sollen, nannte Schellhorn eine Reform der Pensionen, ein politisches Umfeld, das Wirtschaften fördert, ein kluges Budget, mehr Anreize für Vollzeitarbeit bzw. Menschen, die bereit sind, Vollzeit zu arbeiten sowie eine Reform des Bildungssystems (siehe auch: Industrie fordert mit „NeuStartStaat“ neue Impulse für Wirtschaftsstandort Österreich).
„Angesichts der wirtschaftlichen Probleme des Landes ist es schon fast beeindruckend, wie viel Zeit sich die künftigen Regierungsparteien für ihre Sondierungsgespräche genommen haben. Jetzt sollte aber ein wenig aufs Tempo gedrückt werden: Österreich braucht einen großen Wurf, keine Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners“, fordert Schellhorn.