Die Konjunkturerhebung für das erste Quartal 2024 der Industriellenvereinigung und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland zeigt sich düster mit wenigen Lichtblicken. „Auch wenn die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage im Vergleich zum Quartal davor etwas positiver ausgefallen ist, bleibt die Situation insgesamt angespannt“, fasst Aniko Benkö, Geschäftsführerin der IV-Burgenland, die konjunkturelle Lage der Industrie zusammen. Das zeigt auch der Blick auf die erwartete Geschäftslage in sechs Monaten. Die Nachwirkungen der hohen Inflation, Energiepreise und Lohnstückkosten hinterlassen ihre Spuren.
Die Auftragsbücher in den burgenländischen Industrieunternehmen gestalten sich je nach Branche aktuell sehr unterschiedlich. Auch die Entwicklung der Auslandsaufträge zeigt sich in den einzelnen Branchen sehr differenziert. Die Verkaufspreise scheinen sich in den nächsten drei Monaten hingegen zu stabilisieren.
Insgesamt leicht positiver als im Vorquartal ist die Einschätzung der Beschäftigung in den nächsten drei Monaten. Die Unternehmen versuchen, die Mitarbeiter trotz schwieriger Auftragslage zu halten. Es wird aber immer herausfordernder, vor allem durch die stark gestiegenen Kosten, die Preise für Industrieprodukte am internationalen Markt durchzusetzen.
„Die heimischen Unternehmen stehen im internationalen Wettbewerb und messen sich bei Energiepreisen und Lohnstückkosten mit der ganzen Welt. Damit sie auch weiterhin erfolgreich bleiben, brauchen wir eine Senkung der Lohnnebenkosten, der Abgabenlast und Abbau von Bürokratie, um Anreize für Investitionen zu setzen. Auch Mehrarbeit muss sich wieder mehr lohnen“, fordert Aniko Benkö. „Wir fallen als Wirtschaftsstandort im internationalen Wettbewerb sonst immer weiter zurück, was Industrieunternehmen zum Abwandern bewegt. Wir brauchen gute Rahmenbedingungen, um die Unternehmen im Land zu halten. Sie sichern Arbeitsplätze und Wohlstand und leisten ihren Beitrag zur positiven Entwicklung unserer Gesellschaft.“
Die Konjunkturumfrage des ersten Quartals 2024 im Detail:
Die Beurteilung der derzeitigen Geschäftslage zeigt sich vorsichtig optimistisch im Vergleich zum vorigen Quartal. 55 Prozent (47) der Industriebetriebe bewerten sie als gut. 25 Prozent (32) sehen die aktuelle Geschäftslage als durchschnittlich und 20 Prozent (21) beurteilen sie als schlecht.
Nach wie vor angespannt fällt allerdings die Beurteilung des derzeitigen Auftragsbestandes aus. Hier ist allerdings ein positiver Trend erkennbar. 35 Prozent (19) der befragten Unternehmen sprechen von guten Auftragsbeständen. Als durchschnittlich wird dieser von 36 Prozent (64) gesehen und 29 Prozent (17) der befragten Betriebe bewerten den derzeitigen Auftragsbestand als schlecht.
Ein ähnlicher Trend zeigt sich bei der Beurteilung der derzeitigen Auslandsaufträgen. Ein deutlicher Anstieg von 39 Prozent (8) werden als gut beurteilt. 36 Prozent (72) der teilnehmenden Betriebe bewerten sie als durchschnittlich und 26 Prozent (20) geben schlechte Auslandsaufträge an.
Vorsichtig fällt die Beurteilung bei den Verkaufspreisen in 3 Monaten aus. 16 Prozent (15) rechnen mit steigenden Verkaufspreisen, 67 Prozent (57) erwarten stabile Preise und 17 Prozent (28) der befragten Betriebe erwarten fallende Verkaufspreise.
Eine Aufwärtsbewegung ist bei der Beurteilung des Beschäftigtenstandes in 3 Monaten zu erkennen. 12 Prozent (3) gehen von einer steigenden Mitarbeiteranzahl aus, 66 Prozent (70) von gleichbleibenden und 22 Prozent (27) erwarten einen eher schlechten Beschäftigtenstand.
Nach wie vor pessimistisch bewertet wird nach wie vor die Einschätzung der Geschäftslage in 6 Monaten. 13 Prozent (16) sehen eine gute Geschäftslage, 63 Prozent (54) sind der Meinung, dass sie durchschnittlich bleibt. 24 Prozent (30) erwarten eine schlechte Geschäftslage in 6 Monaten.
Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 4. Quartals 2024.
Zur Befragung: An der Konjunkturumfrage der IV-Burgenland nahmen 26 Unternehmen mit insgesamt 3.526 Beschäftigten teil. Die Auswertung ist nach Beschäftigten gewichtet. Bei der Umfrage werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. An den Prozentanteilen der Antworten wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den positiven und negativen Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Das Konjunkturbarometer wird aus dem Mittelwert der aktuellen Geschäftslage und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt.