So richtig will die wirtschaftliche Situation nicht in Schwung kommen. Das zeigt sich auch bei Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2025 der Industriellenvereinigung (IV) Burgenland und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland.
Die Stimmung bei der Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage ist abgekühlt. Genauso viele wie sie im Vorquartal positiv eingeschätzt haben, halten sie jetzt nur mehr für durchschnittlich (50 Prozent). Dahingegen zogen die derzeitigen Auslandsaufträge wieder etwas an: Die Einschätzung erreicht knapp den Wert von März 2024, befindet sich aber nach wie vor auf tiefem Niveau. Verglichen mit dem Vorquartal hat sich der Prozentsatz derer, die die derzeitigen Auslandsaufträge als schlecht einstufen, mehr als halbiert (13 Prozent). Die geopolitischen Unsicherheiten dämpfen jedoch einen nachhaltigen Aufschwung.
Silberstreifen am Horizont: Einschätzungen der Verkaufspreise zuversichtlicher
War man im Vorquartal eher skeptisch, was die Zukunft wirtschaftlich bringen könnte, gestalten sich die Einschätzungen für die nächsten Monate allerdings etwas zuversichtlicher: Die Einschätzung der Verkaufspreise in drei Monaten hat sich seit den niedrigsten Werten seit Beginn der Befragung zum Vorquartal merklich erholt: Weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen, die diese damals schlecht eingeschätzt haben (51 Prozent), sind bei ihrem negativen Ausblick geblieben (22 Prozent). Hingegen rechnen mehr Unternehmen mit steigenden Verkaufspreisen. Von sehr niedrigem Niveau leicht angestiegen sind auch die Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten und die Einschätzung der Ertragssituation in sechs Monaten. Diese befinden sich aber nach wie vor auf tiefem Niveau.
Wenig optimistisch gestaltet sich die Einschätzung des Beschäftigtenstandes in sechs Monaten. Diese befindet sich derzeit auf dem niedrigsten Wert seit Dezember 2023. 13 Prozent der befragten Unternehmen gehen von einer steigenden Mitarbeiteranzahl aus, 55 Prozent von gleichbleibenden und 32 Prozent erwarten einen eher sinkenden Beschäftigtenstand.
„Brauchen mutige, vorausschauende Industriepolitik“
„Wir befinden uns in einer hartnäckigen Industrierezession“, fasst IV-Burgenland Geschäftsführerin Aniko Benkö die Situation zusammen. „Tatsächlich steht uns heuer ein weiteres Jahr des wirtschaftlichen Rückgangs bevor.“ Zahlen von Wifo und IHS weisen auf ein BIP-Minus von 0,2 bis 0,3 Prozent in Österreich hin. Es ist die längste Rezession seit 1945 und insgesamt der stärkste Rückgang in der EU und der OECD. Dementsprechend kommt auch die burgenländische Industriekonjunktur nicht richtig in Schwung. „Die Industrie lebt vom Export und steht vor großen Herausforderungen. Die Unternehmen kämpfen mit hohen Energie-, Bürokratie- und Personalkosten. Unsicherheiten auf dem Weltmarkt erschweren die Situation zusätzlich“, gibt Benkö mit Blick auf den Handelskonflikt mit den USA und der schwachen internationalen Konjunktur zu bedenken.
„Wirtschaftswachstum kommt nicht von alleine. Wir brauchen daher dringend eine mutige, vorausschauende Industriepolitik, um eine Trendumkehr zu schaffen. Die Industrie trägt knapp 30 Prozent zur Bruttowertschöpfung im Burgenland bei und ist Basis unseres Wohlstandes. Konzentrieren wir uns daher auf die Stärken unseres Standortes und entwickeln wir diese weiter", sagt Aniko Benkö.
Die Konjunkturumfrage des ersten Quartals 2025 im Detail:
Eher resigniert fällt die Beurteilung der derzeitigen Geschäftslage aus: Genauso viele wie sie im Vorquartal positiv eingeschätzt haben, halten sie jetzt nur mehr für durchschnittlich. 36 Prozent (50) der Industriebetriebe bewerten die Geschäftslage als gut. 50 Prozent (36) sehen die aktuelle Geschäftslage als durchschnittlich und 14 Prozent (14) bewerten sie negativ.
Wenig Veränderung gibt es bei der Bewertung des derzeitigen Auftragsbestandes: 35 Prozent (43) der befragten Unternehmen sprechen von guten Auftragsbeständen. Als durchschnittlich werden diese von 52 Prozent (34) gesehen und 13 Prozent (23) der befragten Betriebe bewerten den derzeitigen Auftragsbestand als schlecht.
Die Beurteilung der derzeitigen Auslandsaufträge ist weiter angestiegen: Verglichen mit dem Vorquartal hat sich der Prozentsatz derer, die sie als schlecht einstufen, mehr als halbiert. 26 Prozent (27) beurteilen sie als gut. 57 Prozent (44) der teilnehmenden Betriebe bewerten sie als durchschnittlich und 13 Prozent (29) geben an, dass es derzeit um die Auslandsaufträge schlecht steht.
Vom niedrigsten Wert seit Beginn der Befragung hat sich die Einschätzung der Verkaufspreise in 3 Monaten seit dem Vorquartal erholt: 12 Prozent (8) rechnen mit steigenden Verkaufspreisen, 66 Prozent (41) erwarten stabile Preise und 22 Prozent (51) der befragten Betriebe erwarten fallende Verkaufspreise.
Eher pessimistisch sieht nach wie vor die Einschätzung des Beschäftigtenstandes in 3 Monaten aus. 13 Prozent (2) gehen von einer steigenden Mitarbeiteranzahl aus, 55 Prozent (78) von gleichbleibenden und 32 Prozent (20) erwarten einen eher sinkenden Beschäftigtenstand.
Etwas besser gestaltet sich die Beurteilung der Geschäftslage in 6 Monaten: Die Einschätzung ist nach ihrem Einbruch wieder auf das Niveau von März 2023 gestiegen. 20 Prozent (6) sehen eine gute Geschäftslage, 56 Prozent (67) sind der Meinung, dass sie durchschnittlich bleibt. 24 Prozent (27) erwarten eine schlechte Geschäftslage in 6 Monaten.
Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 4. Quartals 2024.
Zur Befragung: An der Konjunkturumfrage der IV-Burgenland und Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland nahmen 30 Unternehmen mit insgesamt 4.298 Beschäftigten teil. Die Auswertung ist nach Beschäftigten gewichtet. Bei der Umfrage werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. An den Prozentanteilen der Antworten wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den positiven und negativen Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Das Konjunkturbarometer wird aus dem Mittelwert der aktuellen Geschäftslage und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt.