Konjunkturumfrage

Industriekonjunktur Burgenland: Hohe Kosten, schwache Exporte und sinkende Verkaufspreise

Die wirtschaftliche Lage im Burgenland bleibt angespannt. Mehr als doppelt so viele Unternehmen im Vergleich zum Vorquartal bewerten die aktuelle Geschäftslage als schlecht. Trotz niedriger Inflationsraten bleibt die Kaufkraft schwach. Die Industrie fordert dringend Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.

Die heimische Wirtschaft befindet sich nach wie vor in einer starken Rezession. Dementsprechend verhalten fällt auch die Konjunkturumfrage für das dritte Quartal 2024 der Industriellenvereinigung und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland aus:

30 Prozent der befragten Unternehmen bewerten die derzeitige Geschäftslage als schlecht. Ähnlich gespalten fallen die Antworten nach dem derzeitigen Auftragsbestand aus, den mehr als doppelt so viele Unternehmen als noch im Juni 2024 zurzeit als schlecht bewerten. Insbesondere fehlende Impulse aus der deutschen Wirtschaft machen der heimischen Zulieferindustrie zu schaffen und dämpfen die Hoffnung auf eine rasche Erholung.

Verhaltener Ausblick auf die nächsten Monate

Wenig rosig wird auch der Verkaufspreis in drei Monaten beurteilt: Insgesamt 98 Prozent der Befragten rechnen mit gleichbleibenden oder sinkenden Verkaufspreisen. Beim Mitarbeiterstand in drei Monaten werden wenig Änderungen erwartet: Insgesamt wird versucht, die Mitarbeiter zu halten, zehn Prozent rechnen mit steigenden Mitarbeiterzahlen. Dennoch gehen fast 20 Prozent von sinkenden Belegschaftszahlen aus. Insgesamt hofft man aber auf das Jahr 2025: 13 Prozent rechnen in sechs Monaten mit einer guten Geschäftslage, zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass diese jedenfalls durchschnittlich bleiben wird, 19 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage.

Müssen auf Wachstumskurs zurückkommen

„Die Industrie im Burgenland - inkl. Bau und Energie - ist für fast 30 Prozent der Bruttowertschöpfung im Burgenland verantwortlich“, weist IV-Burgenland Geschäftsführerin Aniko Benkö auf die wichtige Rolle der Industrieunternehmen für die heimische Wirtschaft hin. „Derzeit machen uns hohe Kosten, schwache Exporte und sinkende Verkaufspreise zu schaffen. Wir sind in einer anhaltenden Phase der Stagnation. Wir brauchen dringend einen kräftigen wirtschaftspolitischen Kurswechsel, um auf Wachstumskurs zurückzukommen. Es ist daher absolut notwendig, dass die Entscheidungsträger den Ernst der Lage erkennen und dementsprechend handeln“, mahnt Benkö dringend notwendige Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ein.

Damit die Wettbewerbsfähigkeit der Industriebetriebe wieder gestärkt wird, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen: Die Sicherung wettbewerbsfähiger Energiepreise, Investitionen in eine verlässliche und zukunftsorientierte Energieinfrastruktur, eine zügige Reduktion der Abgabenbelastung auf Arbeit und massiver Bürokratieabbau sind die Stellschrauben, an denen es zu drehen gilt, um die heimischen Industriebetriebe auch in Zukunft im internationalen Wettbewerb zu halten.

Foto: IV-Burgenland


Die Konjunkturumfrage des dritten Quartals 2024 im Detail:

Die Beurteilung der derzeitigen Geschäftslage fällt zwar gespalten, aber im Vergleich zum vorangegangenen Quartal doch deutlich negativer aus. 50 Prozent (42) der Industriebetriebe bewerten sie als gut. 20 Prozent (46) sehen die aktuelle Geschäftslage als durchschnittlich und 30 Prozent (12) beurteilen sie als schlecht.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Beurteilung des derzeitigen Auftragsbestandes: 45 Prozent (33) der befragten Unternehmen sprechen von guten Auftragsbeständen. Als durchschnittlich wird dieser von 26 Prozent (55) gesehen und 29 Prozent (12) der befragten Betriebe bewerten den derzeitigen Auftragsbestand als schlecht.

Die derzeitigen Auslandsaufträge stagnieren zurzeit auf tiefem Beurteilungsniveau. 24 Prozent (17) werden als gut beurteilt. 35 Prozent (50) der teilnehmenden Betriebe bewerten sie als durchschnittlich und 41 Prozent (33) geben schlechte Auslandsaufträge an.

Die Verkaufspreise in 3 Monaten beurteilten die Befragten eher pessimistisch. 2 Prozent (8) rechnen mit steigenden Verkaufspreisen, 64 Prozent (63) erwarten stabile Preise und 34 Prozent (29) der befragten Betriebe erwarten fallende Verkaufspreise.

Bei der Beurteilung des Beschäftigtenstandes in 3 Monaten werden kaum Änderungen erwartet. 10 Prozent (1) geht von einer steigenden Mitarbeiteranzahl aus, 71 Prozent (84) von gleichbleibenden und 19 Prozent (15) erwarten einen eher schlechten Beschäftigtenstand.

Zarter Optimismus macht sich bei der Einschätzung der Geschäftslage in 6 Monaten breit die Unternehmen hoffen auf das Jahr 2025. 13 Prozent (7) sehen eine gute Geschäftslage, 68 Prozent (70) sind der Meinung, dass sie durchschnittlich bleibt. 19 Prozent (23) erwarten eine schlechte Geschäftslage in 6 Monaten.

Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 2. Quartals 2024.

Zur Befragung: An der Konjunkturumfrage der IV-Burgenland und Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland nahmen 25 Unternehmen mit insgesamt 3.433 Beschäftigten teil. Die Auswertung ist nach Beschäftigten gewichtet. Bei der Umfrage werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. An den Prozentanteilen der Antworten wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den positiven und negativen Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Das Konjunkturbarometer wird aus dem Mittelwert der aktuellen Geschäftslage und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt.