Die wirtschaftliche Situation der burgenländischen Industrie bleibt nach wie vor sehr herausfordernd. Es gibt keinen Grund zur Freude, denn seit Herbst 2023 verharrt die Konjunktur auf mehr oder weniger tiefem Niveau. Das geht aus der Konjunkturumfrage für das zweite Quartal 2025 der Industriellenvereinigung (IV) Burgenland und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland hervor.
Die Stimmung bei der Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage ist weiter abgekühlt und nach kurzen Phasen eines sanften Hochs auf ein Drei-Jahres-Tief gesunken. 32 statt wie im Vorquartal 36 Prozent der Industrieunternehmen bewerten die Geschäftslage als gut, 17 anstelle von 14 Prozent bewerten sie negativ. Auf ähnlichem Niveau verharren die Auftragsbestände, deren Entwicklung sich seit fünf Quartalen seitlich bewegt.
Geschäftslage bleibt herausfordernd
Waren sie im vergangenen Quartal noch Grund für verhaltenen Optimismus, kehrte sich jetzt auch die Einschätzung der Verkaufspreise in drei Monaten um und sinkt weiter in den negativen Bereich. Auch die erwartete Geschäftslage bietet keinen besonders guten Ausblick. Der Großteil der Befragten (83 Prozent) ist der Meinung, dass diese durchschnittlich bleibt.
Als einziger Wert, der sich diesmal in eine positivere Richtung bewegt, kann in diesem Quartal die Einschätzung der Beschäftigtenzahlen in drei Monaten gelten. Elf Prozent gehen von einer steigenden Mitarbeiteranzahl aus, 83 Prozent von gleichbleibenden und sechs Prozent erwarten einen eher sinkenden Beschäftigtenstand.
„Kostendruck auf Unternehmen muss verringert werden“
„Eine Situation wie diese – die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg – zeigt strukturelle Probleme unseres Industriestandortes auf“, erklärt IV-Burgenland Geschäftsführerin Aniko Benkö mit Blick auf die in Österreich besonders hartnäckige wirtschaftliche Schwächephase. „Es genügen keine halbherzigen Maßnahmen, mit denen man kurzfristig auf die aktuellen Verwerfungen reagiert. Es braucht tiefgreifende Reformen, die Wirtschaften wieder einträglich und den Standort erfolgreich machen.“
In dieselbe Kerbe schlägt Ewald Hombauer, Geschäftsführer der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland: „Die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit belastet den burgenländischen Industriestandort und führt bei Unternehmen zur Zurückhaltung bei Investitionen sowie Personal- und Strategieentscheidungen. Es sind daher entschlossene wirtschaftspolitische Maßnahmen erforderlich, die darauf ausgerichtet sein müssen, mehr Handlungsspielräume für die Unternehmen zu ermöglichen.“
Demnach braucht es eine Diversifizierung der internationalen Handelspartner, einen Abbau von Bürokratie und Regulierungen sowie eine Reform bei Steuern und Abgaben, damit Mehrleistung nicht steuerlich bestraft wird. „Es braucht deutliche Signale, dass sich Leistung lohnt. Auch der Bürokratieaufwand und Kostendruck auf Unternehmen muss verringert werden. Unternehmen brauchen Luft zum Wirtschaften, um erfolgreich zu sein“, führt Aniko Benkö aus. Insbesondere im Burgenland gilt es, rasch industriepolitisch wichtige Maßnahmen zu setzen und die Standortvorteile, wie zum Beispiel erneuerbare Energien in Kombination mit Speichertechnologien, zu nutzen.
Die Konjunkturumfrage des zweiten Quartals 2025 im Detail:
Bei der Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage sind die Werte noch weiter gesunken und befinden sich jetzt auf einem Drei-Jahres-Tief: 32 Prozent (36) der Industrieunternehmen bewerten die Geschäftslage als gut. 51 Prozent (50) sehen die aktuelle Geschäftslage als durchschnittlich und 17 Prozent (14) bewerten sie negativ.
Ganz ähnlich sieht es auch bei der Bewertung des derzeitigen Auftragsbestandes aus: 37 Prozent (35) der befragten Unternehmen sprechen von guten Auftragsbeständen. Als durchschnittlich werden diese von 45 Prozent (52) gesehen und 18 Prozent (13) der befragten Betriebe bewerten den derzeitigen Auftragsbestand als schlecht.
Die Beurteilung der derzeitigen Auslandsaufträge hingegen entwickelt sich in eine positive Richtung, allerdings flacht sich die Kurve ab: 24 Prozent (26) beurteilen sie als gut. 37 Prozent (57) der teilnehmenden Unternehmen bewerten sie als durchschnittlich und 17 Prozent (13) geben an, dass es derzeit um die Auslandsaufträge schlecht steht.
Wenig Optimismus zeigt die Einschätzung der Verkaufspreise in 3 Monaten: 0 Prozent (12) rechnen mit steigenden Verkaufspreisen, 81 Prozent (66) erwarten stabile Preise und 19 Prozent (22) der befragten Betriebe erwarten fallende Verkaufspreise.
Hingegen erholt sich die Einschätzung des Beschäftigtenstandes in 3 Monaten: 11 Prozent (13) gehen von einer steigenden Mitarbeiteranzahl aus, 83 Prozent (55) von gleichbleibenden und 6 Prozent (32) erwarten einen eher sinkenden Beschäftigtenstand.
Von der Geschäftslage in 6 Monaten wird keine grundlegende Veränderung erwartet. 8 Prozent (20) sehen eine gute Geschäftslage, 83 Prozent (56) sind der Meinung, dass sie durchschnittlich bleibt. 9 Prozent (24) erwarten eine schlechte Geschäftslage in 6 Monaten.
Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 1. Quartals 2025.
Zur Befragung: An der Konjunkturumfrage der IV-Burgenland und Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland nahmen 30 Unternehmen mit insgesamt 3.969 Beschäftigten teil. Die Auswertung ist nach Beschäftigten gewichtet. Bei der Umfrage werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. An den Prozentanteilen der Antworten wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den positiven und negativen Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Das Konjunkturbarometer wird aus dem Mittelwert der aktuellen Geschäftslage und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt.