„Obwohl die Beschäftigung in den letzten Jahren zugenommen hat, nimmt das durchschnittliche Arbeitsvolumen je Beschäftigungsverhältnis ab, was zu einem erhöhten Bedarf an zusätzlichen Arbeits- und Fachkräften führt. Um dieses Delta zu füllen, braucht es Anreize, die das Arbeitsvolumen insgesamt steigern. Denn nur so können wir unser Gesundheits- und Sozialsystem auch in Zukunft aufrechterhalten und dem Fach- und Arbeitskräftemangel wirksam entgegenwirken“, betont der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer. Die Zahl der offenen Stellen hat sich auf einem Rekordniveau verfestigt und zeigt, dass der Personalmangel eine der zentralen Herausforderungen für unsere Betriebe ist und auch in Zukunft sein wird. Allein aufgrund des demografischen Wandels wird sich dieser Trend die kommenden Jahre fortsetzen. Laut einer WIFO-Studie hat die Zahl der Erwerbspersonen im Jahr 2027 ihren Höhepunkt erreicht und sinkt dann wieder.
Die Industrie spricht sich daher dafür aus, Leistungsanreize zu stärken, um Menschen in Beschäftigung zu bringen beziehungsweise jene, die schon in Beschäftigung sind, aber noch nicht Vollzeit arbeiten, dazu zu bringen, ihr Arbeitsvolumen zu erhöhen. Einen wichtigen Beitrag kann hier unter anderem der österreichweite Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr leisten. „Es kann nicht sein, dass Eltern nicht oder nur wenige Stunden arbeiten können, weil die Kinderbetreuung nicht sichergestellt ist. Man muss jetzt rasch handeln und den Rechtsanspruch auf qualitätsvolle Kinderbetreuung umsetzen“, merkt Neumayer an. Auch plädiert die Industrie für eine steuerliche Erleichterung für den Wechsel in Vollzeitarbeit, um Anreize zur Erhöhung des Arbeitsvolumens zu setzen.
Es braucht darüber hinaus eine umfassende Arbeits- und Fachkräftestrategie für Österreich, die darauf abzielt, alle Potenziale zu heben. Neben den noch unausgeschöpften nationalen Arbeits- und Fachkräftepotenzialen, wird es wohl auch qualifizierten Zuzug brauchen, um die Nachfrage an Personal ansatzweise decken zu können. Die Rot-Weiß-Rot-Karten-Reform aus dem Vorjahr war hier ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber es gibt noch Luft nach oben, denn die rund 6.000 ausgestellten Rot-Weiß-Rot-Karten aus dem Vorjahr können nur ein Anfang sein. „Es ist an der Zeit, eine Strategie zu entwickeln, wie Österreich für qualifizierte Zuwanderung attraktiv wird. Nur mit ausreichend Arbeits- und Fachkräften kann unser Wohlstand erhalten bleiben“, betont Neumayer abschließend.