„Intensiver Austausch, das Nutzen aller Möglichkeiten zur Prävention und die gemeinsame, gut abgestimmte Vorbereitung auf den Ernstfall sind die Basis zur Vermeidung eines Blackout-Ereignisses, aber auch zur Begrenzung von dessen Auswirkungen“, begrüßte Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), gemeinsam mit Verteidigungsministerin Mag. Klaudia Tanner die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des heutigen – Corona-bedingt virtuellen – Blackout Round Tables im Haus der Industrie. Die Kooperationsveranstaltung entstand im Rahmen eines intensivierten Austausches zwischen IV und BMLV im vergangenen Jahr zum Thema Blackout, aber auch zu anderen Sicherheitsfragen. Denn für beide Häuser – IV wie BMLV – sei Sicherheit ein prioritäres Kernanliegen. „Die sichere Stromversorgung steht dabei im Zentrum, weil alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebensbereiche davon abhängig sind“, so Knill. Dementsprechend sei es wichtig, einen möglichst breiten Kreis relevanter Akteure an einen Tisch zu holen: Hochkarätige Vertreterinnen und Vertreter aus Verkehrsinfrastruktur, Telekommunikation, Finanzwirtschaft aus der Papier- und Zementindustrie oder der Elektro- und Elektrotechnikbranche würden erstmals in dieser Konstellation die unterschiedlichen Betroffenheiten, Herausforderungen und Maßnahmen rund um das Thema Blackout diskutieren. „Durch diese breite Vernetzung möchten wir einen Beitrag zur besseren Vorbereitung für den Ernstfall leisten und das Risikobewusstsein für die Auswirkungen in den verschiedensten Sektoren schärfen“, erläuterte Knill das Ziel der Veranstaltung.
Dazu Verteidigungsministerin Mag. Klaudia Tanner: „Blackouts gehören neben den Gefahren von Naturkatastrophen, Cyberangriffen, Terroranschlägen und Pandemien zu den sicherheitspolitischen Bedrohungsszenarien des 21. Jahrhunderts. Das Bundesheer wird daher als strategische Reserve der Republik Österreich auch hier wieder für Einsätze zur Bewältigung der Krise herangezogen werden. Denn das Bundesheer ist durch seinen Grundauftrag darauf ausgerichtet, auch dann noch zu funktionieren, wenn sonst nichts mehr funktioniert. Zum Thema Blackout haben wir daher heuer gemeinsam mit dem Gemeindebund eine Informationsoffensive gestartet, um die Bevölkerung über die damit verbundenen Gefahren aufzuklären und das allgemeine Bewusstsein zu schärfen, dass jeder zur Vorsorge mithelfen muss und selbst einen Notvorrat von Nahrungsmitteln und anderen wichtigen Gütern anlegen sollte.“
Keineswegs ginge es jedoch um Panikmache. „Uns ist bewusst, dass Österreich im internationalen Vergleich eine hervorragende Strom-Versorgungssicherheit aufweist. Unser Stromsystem steht aber auch vor vielfältigen – nicht zu unterschätzenden – Herausforderungen: Naturkatastrophen, verstärkte Einspeisung von Strom aus wetterabhängigen Erzeugungsformen, Cyberangriffe, Dezentralisierung, technisches und menschliches Versagen, um nur einige Aspekte zu nennen. Österreich ist zudem keine Insel, Ausfälle in einer Region Europas können rasch zu einem Dominoeffekt im gesamten europäischen Verbundnetz führen, wie wir es am 8. Jänner letzten Jahres erlebt haben“, erläutert Ing. Mag. Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung und Leiter des Bereichs Klima, Infrastruktur, Transport, Ressourcen, Energie (KITRE) in der IV. Die Industrie schaffe – als stabiler Anker der Volkswirtschaft – Sicherheit in Form von Arbeitsplätzen, Wohlstand, Versorgung, Fortschritt und Innovation. Dafür brauche sie ihrerseits aber sichere und planbare Rahmenbedingungen – nicht zuletzt im Bereich einer zuverlässigen Energieversorgung. Gerade die Transformation der Industrie zur Klimaneutralität sei ohne sichere, ausreichende, erneuerbare Stromversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen nicht denkbar. „Die Industrie ist zudem auf eine stabile Stromfrequenz von 50Hz angewiesen. Schon geringe Netzschwankungen können in manchen Sektoren massive Schäden in der Produktion und in der Folge in den Lieferketten auslösen“, erklärte Koren die vielschichtige Betroffenheit der Industrie beim Thema Energieversorgungssicherheit. Die IV setze sich nachdrücklich dafür ein, dass das Thema Energie-Versorgungssicherheit bei sämtlichen politischen Vorhaben konsequent und umfassend mitbedacht wird.
Dies gelte nicht zuletzt für das aktuelle Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG). „Es reicht nicht, sich ambitionierte Ziele zu setzen. Denn die Energiewende ist vor allem ein gewaltiges Infrastrukturprojekt: Nur mit ausreichend Erzeugungsanlagen, Speichern und vor allem bedarfsgerechtem Netzausbau können Erzeugung und Verbrauch auch künftig in Einklang gebracht werden“, betonte Koren. Nicht zuletzt würden die Stromkunden Versäumnisse im Infrastrukturausbau bereits jetzt durch stetig steigende Netzkosten bezahlen müssen. In Zeiten von ohnedies bereits explodierenden Energiepreisen eine verheerende Entwicklung, besonders für die energieintensive Industrie. Die Industrie drängt daher seit vielen Jahren auf eine Beschleunigung der mitunter massiv ausufernden Genehmigungsverfahren, „denn genau da sitzt jener Flaschenhals, der uns über Jahre und Jahrzehnte zur Untätigkeit verurteilt und damit ein Blackout-Ereignis begünstigt“. Um die Resilienz zu steigern und die Auswirkungen eines solchen Szenarios möglichst gering zu halten, brauche es eine möglichst breite Abstimmung und Sensibilisierung für das Thema.