„Wir stehen klar hinter den bisher beschlossenen Sanktionen und verurteilen die Invasion in der Ukraine. Dennoch darf ein Gas-Lieferstopp gerade von europäischer Seite nicht herbeigeredet werden. Insbesondere nicht auf Basis unrealistischer Einschätzungen wie der kürzlich präsentierten Pläne der Europäischen Kommission. Den Gashahn von heute auf morgen so stark zu drosseln, hätte gravierende Auswirkungen auf unser alltägliches Leben, unsere Energieversorgung und unsere Wirtschaft“, betonte der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, am heutigen Donnerstag vor dem EU-Sondergipfel sowie der Diskussion der EU-Staats und -Regierungschefs über eine rasche Reduktion der Gaslieferungen aus Russland. Der Plan der EU-Kommission, innerhalb eines Jahres die Importe von Erdgas aus Russland um zwei Drittel zu reduzieren, komme einem Wunschdenken gleich, insbesondere für Österreich. „Wir beziehen rund 80 Prozent des Erdgases aus Russland. Die Vorstellung davon binnen eines Jahres zwei Drittel zu reduzieren, entbehrt jeglicher faktischen Grundlage“, so Knill. Die Politik sei vielmehr gefordert, die Gaslieferungen aus Russland trotz der gegebenen politischen Konflikte aufrechtzuerhalten. Knill: „In aller Deutlichkeit: Wir können die Wirtschaft, wie wir sie kennen, ohne Gas aus Russland nicht aufrechterhalten.“
Natürlich gehe es in den nächsten Jahren darum, die Energieversorgung auf breitere Beine zu stellen. Ebenso brauche es einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien sowie die Steigerung der Energieeffizienz. „All das wird aber bei Weitem nicht ausreichen, damit wir kurzfristig die enormen Mengen an russischem Gas ersetzen, das seit Jahrzehnten nach Österreich fließt“, so Knill, der vor den Konsequenzen eines Gas-Embargo eindringlich warnte: „Bei einem Total-Ausfall der Gaslieferungen aus Russland binnen weniger Tage kann die Versorgung zahlreicher produzierender Unternehmen mit Energie für längere Zeit nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Folgen für Beschäftigte und ihre Familien, für Konsumenten, für Unternehmen sowie das Land insgesamt wären verheerend“, warnte der IV-Präsident. Ein Gas-Lieferstopp würde von der energieintensiven Industrie bis zum KMU alle treffen. Produktion und Lieferketten wären massiv gefährdet.
Die Industrie habe während der Pandemie eindrucksvoll bewiesen, dass sie nicht nur der Anker für Stabilität und Garant für die Versorgungssicherheit ist, sondern auch das volkswirtschaftliche Rückgrat der Gesellschaft bildet. „Die Industrie und die mit ihr verbundenen Sektoren haben Österreich nicht nur maßgeblich durch die Corona-Krise getragen. Als Wachstumslokomotive haben die Unternehmen aus diesen Bereichen im vergangenen Jahr zwei Drittel des Aufschwungs erwirtschaftet und Arbeitsplätze gesichert“, so Knill, der abschließend betonte: „Ohne Energie können die Unternehmen der Industrie ihre wichtigen Funktionen für unsere Gesellschaft und für unser Land nicht erfüllen.“