Bedingt durch die Corona-Krise zeigen alle Konjunkturindikatoren deutlich nach unten. Chancen durch Investitionen in Zukunftsbereiche.
Hat sich die burgenländische Industriekonjunktur in den letzten Monaten insgesamt noch ziemlich stabil präsentiert, so bewirkt die aktuelle Corona-Krise insgesamt einen sehr deutlichen Rückgang sämtlicher Konjunkturparameter der heimischen Industrie. Es gibt jedoch auch Branchen wie die burgenländische Lebensmittel- und Pharmaindustrie, die der Covid-Krise trotzen. Das zeigen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage des ersten Quartals 2020 der IV Burgenland und der Sparte Industrie Burgenland.
„Jetzt gilt es, die Gesundheit der Menschen zu sichern und den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden durch wirksame Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung nicht größer werden zu lassen. Und vor allem die Weichen für einen Wiederaufschwung zu stellen“, richtet Ingrid Puschautz-Meidl, Geschäftsführerin der IV Burgenland, den Blick in die Zukunft.
Die im vorherigen Quartal noch beobachtete leicht positive Entwicklung der Geschäftslage findet mit einem deutlichen Rückgang ein jähes Ende. Dabei müsse man berücksichtigen, dass ein Teil der Unternehmen seine Einschätzungen vor dem großen Shutdown abgegeben hat und daher mit einem noch größeren Rückgang zu rechnen ist.
Auch die Gesamtauftragsbestände sind deutlich rückläufig. Waren vor der Covid-Krise noch die Unsicherheiten in Bezug auf den Brexit bzw. internationale Handelskonflikte die größten Risikofaktoren der österreichischen Außenwirtschaft, bestimmt seit Anfang März die aktuelle Covid-19 Situation die massiven globalen wirtschaftlichen Einschränkungen. Dies betrifft vor allem auch das hohe Risiko in Stabilität der für die Industrie wichtigen internationalen Lieferketten. Vor diesem Hintergrund werden die Produktionsleistungen in den meisten Industriebranchen wesentlich zurückgeschraubt.
Damit einher geht auch der negative Beschäftigungstrend in den burgenländischen Industriebetrieben, wobei durch die „Corona-Kurzarbeit“ allerdings ein dramatischer Anstieg der Arbeitslosigkeit vermieden werden konnte.
Auch die Aussichten für die Geschäftslage in sechs Monaten finden sich auf einem niedrigeren Niveau. Aufgrund der derzeitigen Entwicklung rechnen die burgenländischen Industriebetriebe auch mit einem weiteren Rückgang der Verkaufspreise und damit verbunden insgesamt mit einer deutlich schlechteren Ertragssituation in den nächsten Monaten. Viele Industrieunternehmen fürchten dabei teilweise weniger die eigene Insolvenz, sondern vielmehr jene ihrer Geschäftspartner.
Investitionen in Zukunftsbereiche als Chance für die Zeit nach Corona
Es ist davon auszugehen, dass die Corona-Krise die Weltwirtschaft in eine globale Rezession stürzt, die auch für die österreichische Industrie eine enorme Herausforderung darstellt. „Um den Wirtschaftsstandort für die Zeit nach Corona wieder nachhaltig wettbewerbsfähig aufzustellen, braucht es Visionen für die Zukunft mit starkem Fokus auf Zukunftsbereiche wie Innovation, Technologie, Klima- und Umweltschutz sowie Rahmenbedingungen und Anreize für Unternehmen, die den Weg für Investitionen in diese Zukunftsbereiche ebnen und gleichzeitig entlasten“, sieht Puschautz-Meidl Chancen, die sich aus der Krise ergeben. "Mit entsprechender Unterstützung durch eine neue Industrie- und Standortpolitik wird die österreichische Wirtschaft gestärkt aus der Krise kommen", so Puschautz-Meidl.
Die Konjunkturumfrage des ersten Quartals 2020 im Detail:
Aufgrund der Corona-Krise ist die getrübte Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage nicht verwunderlich. Dabei müsse man noch berücksichtigen, dass ein Teil der Unternehmen seine Beurteilungen noch vor dem großen Shutdown abgegeben hat.
Von 54 Prozent (70) der befragten Betriebe wird sie als steigend beurteilt. 36 Prozent (30) bewerten sie als durchschnittlich und 10 Prozent (0) als schlecht.
Noch zuversichtlich sah man den Auftragsbestand im ersten Quartal. Die fast unveränderte Anzahl der Befragten 61 Prozent (62) bewerten den Auftragsbestand als gut und 29 Prozent (38) als durchschnittlich. Jedoch immerhin 10 Prozent (0) erwarten rückläufige Aufträge.
Mit einer schwächeren Entwicklung als zuletzt rechnet man bei den Auslandsaufträgen. 24 Prozent (58) gehen von guten Auslandsaufträgen aus. Dieser Wert liegt damit deutlich unter der Bewertung im vorigen Quartal. 58 Prozent (67) sehen eine durchschnittliche Entwicklung und 18 Prozent (2) eine schlechte derzeitige Auslandsauftragslage.
Zurückhaltend ist auch die Einschätzung der Verkaufspreise in 3 Monaten. 4 Prozent (0) rechnen mit einer steigenden Tendenz. 76 Prozent (92) gehen von einem durchschnittlichen Wachstum aus und 20 Prozent (8) erwarten fallende Verkaufspreise.
Eine Abschwächung zeigt sich ebenfalls beim Bild des Beschäftigtenstandes in 3 Monaten. Nur 1 Prozent (12) der befragten Betriebe gehen davon aus, dass in drei Monaten mehr Arbeitnehmer beschäftigt sein werden. 86 Prozent (83) geht von einer konstanten Mitarbeiterzahl aus. 13 Prozent (5) rechnet mit einem geringeren Beschäftigtenstand.
Wenig optimistisch ist auch die Einschätzung der erwarteten Geschäftslage in 6 Monaten. 13 Prozent (11) rechnen mit einer Steigerung. 66 Prozent (77) sind der Meinung, dass die Geschäftslage unverändert bleibt. 21 Prozent (12) rechnen mit einer rückläufigen Entwicklung der Geschäftslage in sechs Monaten.
Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 4. Quartals 2019.
An der Umfrage teilgenommen haben 24 Unternehmen mit 4279 Mitarbeitern.
Befragungszeitraum war der 10.03.2020 – 27.03.2020.