Positive Signale aber weiterhin viele Unsicherheiten

Trotz positiver Signale lässt ein nachhaltiger Aufschwung in der Konjunkturentwicklung im Burgenland noch auf sich warten. Fehlende klare Perspektiven beim betrieblichen Impfen im Burgenland, eingeschränkte Reisetätigkeit und Rohstoffverknappung dämpfen den Optimismus.

Die aktuelle Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2021 der IV Burgenland und der Sparte Industrie Burgenland zeigt eine durchwachsene Stimmung in der Burgenländischen Industrie. Die aktuelle Geschäftslage und der Auftragsbestand haben sich im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal nicht verbessert. Die Erwartungshaltung für die nächsten Monate wird weiterhin skeptisch gesehen.

„Ein unsicherer Impfplan und eingeschränkte Reisetätigkeit in die Exportmärkte drücken auf die Konjunkturstimmung. Steigende Rohstoffpreise und Lieferengpässe wegen der globalen Rohstoffverknappung erschweren die Auftragsabwicklung und drücken auf die Verkaufspreise“, fasst Ingrid Puschautz-Meidl, Geschäftsführerin der IV Burgenland die derzeitige Situation zusammen.

Branchenabhängige Geschäftslage

Betrachtet man die Geschäftslage im Detail, gibt es vor allem branchenabhängig weiterhin große Unterschiede. Aufholeffekte im Zulieferbereich aus den letzten beiden Quartalen wurden weitgehend abgeschlossen, die Auftragsbestände und Geschäftslage in diesem Segment haben sich auf gutem Niveau stabilisiert. Eine positive Geschäftslage gibt es in der Baubranche.

Weiterhin zwiegespalten zeigt sich die Geschäfts- und Auftragslage in der Lebensmittelindustrie und Gastrozulieferindustrie. Aufgrund des neuerlichen Lockdowns im Osten und weiterhin geschlossener Gastronomie fehlen diese Umsetze weiterhin enorm.

Herausforderung: Export

Die Unsicherheit aufgrund der wiederaufgeflammten COVID-19-Infektionssituation, vor allem auch in den östlichen Nachbarländern, ist weiterhin groß und belastet die heimische Industrie. Das zeigt sich vor allem bei der Auswertung der derzeitigen Auslandsaufträge. Fehlende Planungssicherheit hinsichtlich betrieblicher Impfungen im Burgenland sowie ausstehende Impfungen von Schlüsselkräften mit notwendiger grenzüberschreitender Reisetätigkeit und damit verbundene drohende Verzögerungen bei der Projektumsetzung im Auslandsgeschäft dämpfen ebenso weiterhin eine schnellere Erholung der burgenländischen Industriekonjunktur.

Angespannt wird auch die Entwicklung der zukünftigen Verkaufspreise gesehen. Grund dafür sind vor allem die steigende Rohstoffpreise und Lieferengpässe wegen der globalen Rohstoffverknappung, die vor allem von den USA und China ausgehen.

Hinzu kommen weiterhin eingeschränkte Reisemöglichkeiten in die Exportmärkte. Dies dämpft einen positiveren Ausblick auf die Geschäftslage in sechs Monaten. Die Erreichbarkeit von Nah- und Fernmärkten ist ein Schlüsselfaktor für wirtschaftliche Erholung.

Wieder etwas optimistischer zeigt sich der Indikator für den Beschäftigungsstand in drei Monaten. Diese positiven Signale für die Zukunft geben wiederum Hoffnung auf einen nachhaltigen Aufschwung der burgenländischen Industrie.

Global hat der Wirtschaftsaufschwung bereits wieder eingesetzt. „Wichtig für die burgenländische Industrie ist gerade jetzt, den Anschluss an die internationalen Märkte nicht zu verlieren. Sobald die Impfungen der Menschen aus Hochrisikogruppen abgeschlossen sind, ist es wichtig, dass international tätige Schlüsselkräfte bei der Impfstrategie vorgezogen werden, um zu den Kunden reisen können. Andernfalls gehen Aufträge verloren und das gefährdet Arbeitsplätze“, so Puschautz-Meidl.

Zu begrüßen sind die guten Ansätze des Recovery-Plans der Bundesregierung. Dieser setzt wichtige Schwerpunkte zur Überwindung der wirtschaftlichen Krisenfolgen und wird die Konjunkturerholung weiter stärken.

Die Konjunkturumfrage des ersten Quartals 2021 im Detail:

Nahezu gleichbleibend zeigt sich die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage. 41 Prozent (43) der Industriebetriebe bewerten sie als gut. 39 Prozent (40) beurteilen sie als durchschnittlich und 20 Prozent (17) als schlecht.

Etwas reduzierter zeigt das Bild des aktuellen Auftragsbestandes. 45 Prozent (51) der befragten Betriebe beurteilen diesen als gut. Durchschnittlich wird dieser von 30 Prozent (30) eingeschätzt und 25 Prozent (19) der Unternehmen bewerten den derzeitigen Auftragsbestand als schlecht.

Die bereits seit einem Jahr anhaltenden Hemmnisse im grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehr, zeigt sich in den Ergebnissen betreffend Auslandsaufträge. Nur mehr 13 Prozent (23) der befragten Betriebe sprechen von guten Auslandsaufträgen, 50 Prozent (47) von durchschnittlichen und 37 Prozent (30) geben schlechte Auslandsaufträge an.

Bei den Verkaufspreisen in 3 Monaten zeigt sich im Vergleich ein etwas pessimistischeres Bild. 10 Prozent (2) gehen von steigenden Verkaufspreisen aus, 62 Prozent (81) erwarten durchschnittliche Preise und 28 Prozent (17) gehen von schlechten Verkaufspreisen aus.

Erfreulicher als im Vorquartal zeigen sich die Ergebnisse zum erwarteten Beschäftigtenstand in 3 Monaten, obwohl nur 2 Prozent (11) der teilnehmenden Industriebetriebe in 3 Monaten wieder mehr Arbeitnehmer planen zu beschäftigen. Gehen immerhin 91 Prozent (61) von einer konstanten Mitarbeiterzahl aus und lediglich 7 Prozent (28) der Betriebe planen den Beschäftigtenstand eventuell zu reduzieren.

Etwas zurückhaltend wird die zukünftige Geschäftslage eingeschätzt. 15 Prozent (28) beurteilen die Geschäftslage in 6 Monaten als gut, 74 Prozent (57) der Unternehmen bewerten sie als durchschnittlich und 11 Prozent (15) als schlecht.

Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 4. Quartals 2020